DER PUTSCH von Lamprechtshausen
Zeugen des Juli 1934 berichten
Eigenverlag, Innsbruck 1992
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Einleitung
Schon als kleines Kind hatte ich vom Putsch gehört und von Franz Jägerstätter
und der Entstehung des über die ganze Welt verbreiteten Liedes "Stille
Nacht"; und daß nicht weit entfernt von meiner Heimatgemeinde St.Georgen
an der Salzach Hitler geboren wurde. Das klang alles faszinierend bedeutungsvoll,
verstanden habe ich es erst Zug um Zug. Am frühesten erfuhr ich mehr über
die Entstehungsgeschichte von "Stille Nacht, Heilige Nacht". Schließlich
wird auch jedes Jahr in Oberndorf in der Stille Nacht-KapeIle daran erinnert.
Über den Führer Adolf Hitler hörte ich - wenn auch nicht viel
-in der Schule, und auf dem Dachboden fand ich eine Postkarte: "Braunau.
Die Geburtsstadt des Führers".
Die beiden anderen prominenten Ereignisse meiner engsten Umgebung blieben, außer
in kurzen Andeutungen meiner Eltern, verborgen. Wenn ich mit meinem Vater arbeiten
oder spazieren ging, berichtete er mir manchmal über den Bauern aus St.Radegund.
Seine Frau und die drei Kinder leben noch, und bis jetzt wird er nicht verstanden,
weil er seine Familie im Stich gelassen hat, um seiner religiösen Überzeugung
zu folgen. Den Wortlaut weiß ich nicht mehr, denn ich war erst fünf
oder sechs Jahre alt, aber Vater sprach immer voller Sympathie von Franz Jägerstätter.
Meine Mutter hingegen berichtete mir vom Putsch. "Der Putsch", wie
die versuchte Machtübernahme der SA in Lamprechtshausen im Juli 1934 noch
immer genannt wird, war am geheimnisumwittertsten. Es soll geschossen worden
sein, Tote gegeben haben, und ein Verwandter, Sepp Maislinger aus Michaelbeuern,
wurde im Theatersaal des Gasthauses Stadler erschlagen. Die Schuld am ganzen
hatten die "G'studierten" des Ortes, welche die jungen Bauernsöhne
verführt hatten und sich anschließend herausredeten und freigingen.
Bei diesem Wissen blieb es bis zum Film "Der Fall Jägerstätter",
welcher im Fernsehen gezeigt wurde. Axel Corti, der sich den alten Pfarrhof
in Arnsdorf hergerichtet hat und durch den " Schalldämpfer" und
"club 2" bekannt ist, hat diesen Film gedreht. Die Bedeutung des Bauern
und Mesners aus dem wenige Kilometer entfernten Dorf hatte ich damit jedoch
noch nicht begriffen. Die meisten in unserer Gegend wissen es bis heute nicht.
Ich begriff es durch das Buch "Er folgte seinem Gewissen - Das einsame
Zeugnis des Franz Jägerstätter" des amerikanischen Wissenschaftlers
Gordon C. Zahn, welcher in den sechziger Jahren einige Monate in St. Radegund
verbrachte; durch dieses Buch wurde Jägerstätter einer der bekanntesten
Österreicher in den USA. Erst kürzlich hat mich wieder ein Professor
für Politikwissenschaft der Universität Hawaii bei einer Konferenz
in Bonn auf Jägerstätter angesprochen. Als ehemaliger Offizier der
US-Army im Koreakrieg wurde er zum Pazifisten und spezialisierte sich auf Kriegsdienstverweigerer
in den verschiedensten Diktaturen. Jägerstätter ist unter den vielen
von ihm untersuchten Fällen einer der beeindruckendsten.
Doch verfolgen wir die Spur weiter, welche uns nach Lamprechtshausen führen
wird. Mehr als die wenigen Sätze meiner Eltern war auch nach zähem
Nachfragen nicht zu erfahren. Außer, daß es in Michaelbeuern
während der Nazi-Zeit eine SEPP MAISLINGER-SCHULE gab und die Weihespiele.
Meine Eltern waren aber nie dort. Film und Buch gab es jedenfalls nicht darüber;
vielleicht ein Hinweis, daß doch nicht soviel dahintersteckt? Daß
der Schriftsteller George Saiko seinen Stoff für den erfolgreich verfilmten
Roman "Der Mann im Schilf' vom Putsch in Lamprechtshausen nahm, erfuhr
ich erst viel später. Bis - ich war bereits Student an der Universität
Salzburg - in Geschichtsbüchern der Name Lamprechtshausen auftauchte. Die
an eine "Räuber-und-Gendarm-Geschichte" erinnernde Erzählung
meiner Kindheit war also doch historische Wahrheit. Und zwar nicht irgendein
Ereignis unter vielen, sondern irgendwie etwas Besonderes! Der Putschversuch
in Lamprechtshausen fiel aus dem Rahmen der Ereignisse des Juli 1934.
Inzwischen war ich an der Universität Innsbruck mit einem Forschungsprojekt
"Tirol in der NS-Zeit" beschäftigt. Durch die vielen Gespräche
über den Nationalsozialismus angeregt, kam ich darauf, mich auch mit den
Ereignissen in meiner engeren Heimat zu beschäftigen. Es war nicht schwer,
schon nach wenigen Tagen hatte ich eine Fülle von Belegen in Geschichtsbüchern
und historischen Zeitschriften gefunden. Besonders in der NS-Geschichtsschreibung
wird dieses "Dorf der Ostmark" an der Grenze zum Deutschen Reich immer
wieder erwähnt. Otto Reich von Rohrwig etwa schreibt in seinem Buch "Der
Freiheitskampf der Ostmarkdeutschen " über die Aufstandsversuche in
Kärnten und der Steiermark, ohne auf einzelne Orte ausführlich einzugehen,
über Lamprechtshausen jedoch in einem eigenen Beitrag: "Der Totentanz
von Lamprechtshausen".
Wegen der Zensur finden sich in den Salzburger Zeitungen dieser Zeit nur die
offiziellen Polizeiberichte. Die Stimmung der damaligen Zeit drückte da
schon eher die "Neue Warte am Inn" aus: "Die braunen Horden in
Lamprechtshausen" übertitelt sie ihren Bericht vom 2. August 1934.
Das will etwas heißen, denn ansonsten ist die "Warte" sicherlich
keine Zeitung mit reißerischen Überschriften. Nicht weniger ablehnend,
aber sachlich und wissenschaftlich fundiert, setzt sich der ehemalige Lehrer
von Lamprechtshausen, Gottfried Wagner, in der Zeitschrift "Zeitgeschichte"
(Juni/Juli 1974) mit dem "Juli 1934 in Lamprechtshausen" auseinander.
Mit diesen Darstellungen beider Seiten und den Akten des Militärgerichtsprozesses
von Linz im Kriegsarchiv in Wien ist es durchaus möglich, sich ein Bild
von den Ereignissen des Jahres 1934 zu machen. Für einen Historiker sind
das die entscheidenden Quellen. Wer ehemalige Beteiligte und Zeugen dieses Putsches
kennt und als Politikwissenschaftler arbeitet, den interessiert auch, wie mehr
als fünfzig Jahre danach über den Tod von acht Menschen gedacht wird.
Und mit den sechs getötenden SA-Männern und zwei getöteten Bundesheer-Soldaten
war es der blutigste Putschversuch des Juli 1934 außerhalb von Wien. Einige
Monate vor dem 50. Jahrestag, welcher von den Medien begangen werden würde,
machte ich mich auf den Weg, um meinen Teil dazu zu leisten.
Die Nachforschungen an Ort und Stelle begannen mit einer Bestätigung meiner
Erwartungen und einer Überraschung. Die Bestätigung: Mit einem Filmteam
fuhr ich im Februar 1984 nach Lamprechtshausen. Während Kameramann und
Tonmeister die Ausrüstung aufbauten, fühlte ich etwas vor bei den
Passanten. Ein alter Bauer reagierte auf meine Frage nach dem Haus des Pfarrers
freundlich. Wir kamen ins Gespräch und plauderten über Verschiedenes.
Bis ich zur Frage nach dem Putsch kam: Ein verschreckter Blick, !lda sag i nix!l,
und weg war er. Woanders wurde mir, nicht unfreundlich, aber doch sehr bestimmt,
die Türe vor der Nase zuge- macht.
Die Bestätigung schien perfekt: Lamprechtshausen sei noch immer !lein braunes
Nest!l, und die Bewohner wollten nicht offen über ihre Vergangenheit reden.
Vorläufig, denn es kam zu einer Über- raschung.
Die Überraschung: Über Vermittlung meines Vaters, welcher mit einem
ehemaligen SA-Putschisten eisstockschießt, kam ich zum aus der Literatur
bekannten !lHaupträdelsführer!l aregor Gruber .
Anstatt eines !lEwiggestrigen !I saß mir ein überlegt sprechender
und auskunftbereiter Herr gegenüber. Gleich zu Anfang drückte er mir
neun eng beschriebene Seiten in die Hand. Ich überflog sie, weil ich mir
nur eine Rechtfertigungsschrift erwartete und mehr daran inter- essiert war,
seine Antworten auf meine Fragen zu hören. Bis ich zum erstenmal steckenblieb:
!lDa begann 1939 der Krieg. Adolf Hitler, den wir verehrten, dem wir blind vertrauten
und für den wir durchs Feuer gingen, wurde größenwahnsinnig.
Er hat alles, was das deutsche Volk unter seiner Führung aufgebaut hat,
wieder zerstört und darüber hinaus unsägli- ches Leid über
Europa gebracht.!I
Meine anfänglichen Zweifel nach der Lektüre der Schilderung des
wirtschaftlichen Niedergangs und der von den offiziellen Darstel- \ lungen abweichenden
Schilderung der Kämpfe wichen immer mehr, bis ich zu Grubers Schlußbemerkung
karn: "Meine Lehre aus dem Erlebten:
Selbst eine schlechte Demokratie ist der besten Diktatur vorzu- ziehen, aber
Massenarbeitslosigkeit (Hunger tut weh) führt früher oder später
wieder zu einer D I K T A T U R ! ! ! ! !
Noch eins: Jugend läßt sich verhältnismäßig leicht
für eine Idee gewinnen und bleibt dieser aus Überzeugung oder Trotz
treu, wenn sie einseitig berieselt wird."
So spricht kein "alter Nazi"! Die Überraschung war gelungen:
Einehemals führender SA-Mann des Putsches in Larnprechtshausen und einer
der Hauptverantwortlichen hatte etwas aus der Geschich- te gelernt.
Das Eis der Verschwiegenheit war gebrochen. In der Folge waren auch andere ehemalige
SA-Männer bereit zu berichten. Um das Bild zu vervollständigen, war
es jedoch notwendig, auch die andere Seite und vor allem unbeteiligte Zeugen
zu Wort kommen zu las- sen. Erstaunlicherweise war dies um vieles schwerer.
Erst nach der Radiosendung arn 3. Juli 1984 und dem Beitrag in den "Flachgauer
Nachrichten" meldeten sich auch ehemalige Bundesheersoldaten zu Wort.
Nachdem auch bei den Anrufen im Landesstudio Salzburg diejeni- gen am Anfang
standen, die nichts mehr davon wissen wollten und sich vehement dagegen wehrten,
daß erneut über den Putsch öffent- lich gesprochen und geschrieben
wird, karnen danach überlegtere und ruhigere Stimmen. Hans Rothenwänder
aus Oberndorf, ange- regt durch die Radiosendung, machte sich selbst auf die
Suche nach Zeugen des Putsches. Er fand gesprächsbereite Bundesheer-Karne-
raden und traf sich auf meine Vermittlung hin in einem cafe in Lamprechtshausen
mit seinem ehemaligen Gegner Peter Armstor- fer. Ich habe mich sehr darüber
gefreut, wie diese beiden Männer fünfzig Jahre später miteinander
geredet haben und seitdem gute Freunde sind. Genau das wollte ich auch erreichen
mit meiner Ar- beit: Die Ereignisse des Juli 1934 sollten nicht länger
verschwiegen und verdrängt, sondern gemeinsam aufgearbeitet werden. Bei
gu- tem Willen auf beiden Seiten mußte es doch möglich sein, sich
zu verstehen, ohne begangenes Unrecht zu entschuldigen oder gar zu rechtfertigen.
Darum ging und geht es mir übrigens gar nicht! Es soll nicht erneut Gericht
gehalten werden, um alte Wunden aufzu- reißen. Die meisten meiner Gesprächspartner
denken auch so und verstehen das Anliegen: Am 27. und 28. Juli 1934 gab es in
Lamp- rechtshausen einen Bürgerkrieg. Daran sollte erinnert und darüber
nachgedacht, seine Ursachen ergründet und mit all seinen tragiko- mischen
Begleitumständen geschildert werden. Daß der damals 19- jährige
überzeugte Nationalsozialist Peter Armstorfer, als ihn Soldaten aus der
Kranzschachtel des Dachbodens stöberten, "Heil Dollfuß!"
rief, gehört ebenso zur Geschichte dieses Aufstandes wie die Behinderung
der Hochzeit von Anna Erbschwendtner. Das war alles nicht heldenhaft, sondern
folgte der tragischen Dramaturgie dieser politisch unruhigen Zwischenkriegszeit.
Zu "Helden" wurden die Überlebenden und zu "Blutzeugen"
die Toten durch die im März 1938 in Österreich einmarschierenden Nationalsozialisten.
Durch ein überdimensionales Wandgemälde an der Kirche und durch die
Aufführung sogenannter "Weihespiele" wurden sie in re- ligiöser,
an Passionsspiele erinnernder Form gefeiert. Der Salzbur~ ger Germanist Gert
Kerschbaumer hat mir dazu seinen Artikel "Das Simulationsspiel vom Sterben
des 'kleinen Mannes' auf der NS- Weihestätte Lamprechtshausen bei Salzburg
in der Phase der Kriegsvorbereitung 1938/39" zur Verfügung gestellt.
Einer der ehe- maligen Putschisten ist zwar stolz, sein Haus auf dem Grund der
Stätte des Weihespiels gebaut zu haben, beeindruckt schienen die Zuschauer
jedoch nicht von diesem Weihespiel. Den Schilderungen zufolge kamen mehr Zuschauer
aus der Stadt Salzburg als aus der Umgebung.
Aber auch in diesem Punkt will ich die Wertung dem Leser des Bu- ches überlassen.
An dieser Stelle soll nur Entstehungszusarnmen- hang und Besonderheit aufgezeigt
werden.
Zurück zur Spurensuche: Weniger erfolgreich war ich bei den ehe- maligen
Heimwehrmännern. Über einen erfuhr ich, daß er gleich am Anfang
der Kämpfe, also bereits am Abend des 27. Juli, verwundet wurde. Er war
jedoch, obwohl ich ihn als Gast des Wirtshauses meiner Tante und meiner Mutter
gut kenne, nicht be- reit, mir zu berichten. Meine anfangliche Erfahrung mit
den ehema- ligen Sympathisanten des Putsches wiederholte sich. Auch dieser ehemalige
Heimwehr-Mann ließ mich nicht ins Haus, um über die Ereignisse vor
fünfzig Jahren zu sprechen. Auch nach intensiven Nachforschungen blieb
es daher bei den beiden Schilderungen von Franz Felber und Sepp Reitsamer, beides
einfache HW-Männer. Ein ehemaliger führender Heimwehrler fand sich
nicht. Die zum Teil heftigen Angriffe gegen die Heimwehr bleiben daher weitge-
hend unwidersprochen.Mehr noch, auch ein BundesheerangehÖri- ger äußerte
schwere Vorwürfe gegen die brutal vorgehenden HW-ler. Auch hier gilt jedoch:
Das Urteil soll der Leser nach Prü- fung der verschiedenen Aussagen selber
abgeben-
Dies soll jedoch keineswegs dazu führen, daß irgendwelche Zwei- fel
an den Folgen des nationalsozialistischen Terrorregimes gelas- sen werden. Neben
den bekannten millionenfachen Morden in den Konzentrations- und Vernichtungslagern
und den Toten des von der Deutschen Wehrmacht begonnen Krieges hatte der Nationalsozia-
lismus auch in unserer Gegend seine tödlichen Auswirkungen: Es wurde nicht
nur Franz Jägerstätter wegen seiner Eidverweigerung hingerichtet,
auch im Lager Weyer, Gemeinde St. Pantaleon, wur- den die Menschen gequält.
Und dieses Lager in der unmittelbaren Nähe von Lamprechtshausen wurde von
SA-Männern geführt. SA- Männer allerdings, die entweder voll
woanders kamen oder mit dem Putsch nichts zu tun hatten.
Und zwei Söhne des Schmiedbauern in Holzhausen wurden hinge- richtet, weil
sie als Zeugen Jehovas -bei uns besser bekannt als Bi- belforscher -den Dienst
in der Deutschen Wehrmacht nicht leisten konnten.Der Glaube verbot es ihnen.
Nachdem Mathias und Johann Nobis in Berlin zum Tode verurteilt worden waren,
mußte die Fa- milie von seiten der Kirche und der Nationalsozialisten
Diffamie- rungen und Beleidigungen erleiden. Dies hat mir die Tochter einer
der Brüder erzählt. Auch die beiden Offiziere Rosenkranz und Stochmal
wurden vom gleichen System ermordet, für welches die SA-Männer von
Lam- prechtshausen mit ihrem jugendlichen Idealismus eingetreten sind. Daß
sie jedoch anderes im Sinne hatten, zeigt schon der Umstand, daß sie zwar
vom Stellvertreter des Führers Rudolf Hess mit dem Blutorden ausgezeichnet
wurden, späterjedoch keine nennenswerte Karriere innerhalb der NSDAP machten.
Ohne Ausnahme dienten sie in der Deutschen Wehrmacht ohne besondere Privilegien.
Nur Gregor Gruber war kurze Zeit Ortsgruppenleiter der NSDAP . Weil die SA-Männer
zum Zeitpunkt des Putsches meist knapp über 20 Jahre alt waren, leben noch
viele in Lamprechtshausen. Im Gegensatz dazu waren die meisten Angehörigen
des Bundesheeres und der Heimwehr um einiges älter. Um vieles älter
waren die "Drahtzieher" im Hintergrund. Obwohl sie anfangs auch verhaftet
wurden, wurde gegen sie nicht Anklage erhoben, denn sie waren ja nicht direkt
beteiligt. In der Meinung vieler in unserer Gegend sind sie jedoch eigentlich
schuldig am Tod von acht Menschen. Schuld vor allem auch deshalb, weil sie nicht
nur die jungen Bauernsöhne in den Tod geschickt haben, sondern auch anschließend
keine Ver- antwortung übernahmen.
Ich habe über keinen dieser Dorfhonoratioren etwas Gutes gehört- Über
den Sprengelarzt Dr. Leopold Kohr in Oberndorf dagegen hörte ich von allen
Seiten nur Gutes. Ohne Unterschied politischer und sozialer Herkunft hat er
die Verwundeten versorgt. Bis jetzt ist man ihm von seiten der ehemaligen SA-Männer,
der Heimwehr und des Bundesheeres dankbar. Einer seiner Söhne, Medizinalrat
Dr. Fritz Kohr , er war damals 17 Jahre alt, berichtete mir am 17. Febru- ar
1985 darüber. Im Dezember desselben Jahres kam noch ein Ge- spräch
mit Frau Anna Erbschwendtner hinzu, welche mir die unglaubliche Geschichte ihrer
Hochzeit am Ort des Putsches er- zählte. So erfuhren meine Arbeiten an
diesem Buch einen versöhnlichen Ausklang.
St.Georgen bei Salzburg im Februar 1986
Da es Probleme mit der Finanzierung dieses Buches gab und zuletzt ein interessierter
Verlag über 100.000 Schilling Subvention haben wollte, mußte ich
die Veröffentlichung immer wieder verschieben. Zuletzt habe ich mich wegen
dieser Schwierigkeiten dazu entschlossen, das Buch im Eigenverlag herauszubringen.
Dies hat mir die Möglichkeit gegeben, weitere Nachforschungen anzustellen.
Ich wollte einfach nicht einsehen, daß es tatsächlich unmöglich
sein sollte, mit ehemaligen Sozialdemokraten, Sozialisten oder Kommunisten zu
reden. Obwohl diese Seite des damaligen politischen Spektrums nicht direkt am
Putsch beteiligt war, wollte ich doch zumindest erfahren, wie die "Linken
II auf diese Auseinandersetzung zwischen den IIRechten" reagierten. Leider
ohne Erfolg. Der kurze Bericht über die Vorgänge in Mattighofen von
Toni Spritzendorfer kann diese Lücke auch nicht schließen. Spritzendorfers
Bericht hat zwar nur ganz am Rande mit Lamprechtshausen zu tun, weil es schlußendlich
doch nicht zur Unterstützung des SA-Putsches durch den Republikanischen
Schutzbund kam. Der Linzer Historiker Peter Kammerstätter hat mir dieses
teilweise Zusammengehen zwischen Sozialisten und Nationalsozialisten bestätigt.
Erfolgreicher war ich bei den Nachforschungen über den weiteren Lebensweg
von Dr. Emil Sprenger. Dank der Auskunftsbereitschaft des Staatsarchivs München
konnte ich Auszüge aus dem Personalakt noch in das Buch aufnehmen. An dieser
Stelle danke ich auch den Mitarbeitern des Kriegsarchivs Wien und allen anderen,
die mir in den letzten Jahren Informationen zukommen ließen. Zuletzt waren
die umfangreichen Kenntnisse über die Geschichte des nördlichen Flachgaus
von Fachlehrer Pankraz Felber aus Göming sehr hilfreich. Pankraz Felber
hat besonders die in den Gesprächen erwähnten Hausnamen überprüft
und mir ermöglicht, die Schreibnamen in Klammern hinzuzufügen. Da
ich das Buch vor allem für die Bewohner von Lamprechtshausen und Umgebung
und nicht für ein kleines wissenschaftlichen Fachpublikum schreiben wollte,
habe ich auf die sehr umfangreichen Anmerkungen verzichtet. Sollte jemand weiter
über den Putsch von Lamprechtshausen arbeiten wollen, stelle ich die Unterlagen,
welche nicht in das Buch aufgenommen werden konnten, gerne zur Verfügung.
Dies gilt nicht nur für Akten, sondern auch für das umfangreiche Bildmaterial.
Alois Fuchs aus Bürmoos wird mit den Fotos eine Ausstellung gestalten.
Meinem Schulkollegen Alois Fuchs und Helmut Seyss-Inquart danke ich für
das Korrekturlesen, der Herausgeberin der Zeitschrift "Zeitgeschichte",
Professor Erika Weinzierl, danke ich für die freundliche Nachdruckerlaubnis
des Aufsatzes von Gottfried Wagner ebenso, wie Dr. Wolfgang Etschmann für
seine Erlaubnis, ein Kapitel aus seiner Broschüre zu übernehmen.
Peter Armstoffer ist 1987, Medizinalrat Dr. Friedrich Kohr 1990 gestorben. Beiden
hätte ich gerne das Buch in die Hand gedrückt.
Innsbruck am, 1. November 1991
Andreas Maislinger