NÖN (St. Pölten), 2/2000

Lesen mit drei Jahren

"Selbsthilfegruppe" für superintelligente Kinder geplant

ST. PÖLTEN. - Der dreijährige Thomas konnte lesen, bevor er in den Kindergarten kam. Seine Eltern machen sich Sorgen um die Zukunft der kleinen "Intelligenz- bestie" - ein Verein für hochbegabte Kinder soll nun helfen.

Der dreijähre Thomas ist ein kleiner Lausebengel - immer zu Späßen aufgelegt, aufgeweckt und ständig auf Erkundungstour. Sein Lieblingssport ist es aller- dings, Fragen zu stellen. Ganz normal in seinem Alter, würde man meinen und sich nicht weiter den Kopf zerbrechen.

Seine Eltern tun es trotzdem, denn der Umstand, dass ihr kleiner Wonneproppen mit seinen drei Jahren einwandfrei lesen kann, bereits zu schreiben beginnt und auch am Rechnen seinen wahre Freude hat, verunsichert sie.

"Das hat er sich alles selber beigebracht", sagt Mutter Michaela und setzt nach: "Wissen Sie, Besserwisserkinder waren mir früher immer irgenwie unsym- pathisch und jetzt haben wir selber so einen kleinen Siebenklug."

Die junge Frau möchte alles daran setzen, ihren Sohn so normal wie möglich aufwachsen zu lassen und keinen kleinen Erwachsenen aus ihm zu machen.

Aufmerksam auf seine überdurchschnittliche Intelligenz ist Michaela B. geworden, als Thomas eineinhalb Jahre alt war: "Mit 15 Monaten hat er plötzlich innerhalb weniger Tage begonnen, in ganzen Sätzen zu sprechen und dabei schwierige Wörter verwendet. Damals dachten wir noch, okay, er ist eben ein bisschen g´scheiter als seine Altersgenossen." Wenig später hat er sich dann auch selbst das Lesen beigebracht.

Inzwischen besucht Thomas einen Kindergarten in St. Pölten. Da altersgemäßes Spielzeug dem kleinen "Genie" längst zu kindisch ist, darf ermit den Vorschul- kindern Übungsblätter ausfüllen. "Eine echte Herausforderung ist das für ihn aber natürlich nicht", weiß seine Mama und erzählt, dass der Wissensdurst ihres Sohnes manchmal auch eine rechte Plage sein kann. "Er fragt mir Löcher in den Bauch, aber was soll ich machen, ich kann dem Kind ja nicht sagen, das erklär´ ich dir nicht, dafür bist du noch zu klein."

Seit B. von der Existenz des Vereins für hochbegabte Kinder gehört hat, ist sie erleichtert: "Ich erwarte mir praktische Hilfe - einfach zu wissen, wie andere Eltern mit so intelligenten Kindern umgehen und was es für Möglich- keiten gibt."

Andreas Maislinger, Organisator dieser "Selbsthilfegruppen", arbeitet an einer eigenen Gruppe für den Raum St. Pölten. "Wir wollen demnächst hier eine Gruppe ins Leben rufen. Für die Kleinen ist es oft ganz wichtig, sich in einer Umgebung wiederzufinden, in der sie nicht Außenseiter sind, und auch zu sehen, dass es da andere gibt, die vielleicht noch begabter sind", erklärt Maislinger.

Das erste Treffen der kleinen "Intelligenzbestien" soll noch im Jänner 2000 stattfinden. Für nähere Informationen steht Andreas Maislinger unter den Telefonnummern 0512-29 10 87 oder 0664-100 83 61 zur Verfügung.

Andrea Löffler


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