Neues Volksblatt (Linz), 10. Jänner 2000

Hilfe, ich habe ein hoch begabtes Kind!

GALLNEUKIRCHEN - "Hochbegabung" steht für besonders intelligente Kinder, die ihren Altersgenossen um Jahre voraus sind. Diese an sich positiven Anlagen führen durch Ignoranz und Unterforderung in der Schule oft zu großem Kummer und Ausgrenzung der betroffenen Kinder. Ein Schicksal, das dem fünfjährigen Lukas aus Gallneukirchen hoffentlich erspart bleibt.

Lukas konnte bereits mit vier Jahren lesen und schreiben, spielt die Computerspiele seines 12jährigen Bruders, besucht einen Englischkurs und spielt Schach. Ungewöhnlich für einen Fünfjährigen? Nein, denn Lukas gehört zu den drei Prozent der Kinder jedes Jahrgangs, die hoch begabt sind.

Darunter versteht man Kinder mit besonders hohem Intelligenzquotienten, die bereits mit drei Jahren in ganzen Sätzen reden können. Diese Kinder fragen ihren Eltern Löcher in den Bauch, besitzen eine ausgeprägte Phantasie und ein außergewöhnlich gutes Gedächtnis.

Hoch Begabte oft Außenseiter

Viele Kinder mit Hochbegabung bleiben in der Schule sitzen oder landen sogar in der Sonderschule. Grund dafür ist Unterforderung und Unverständnis. Außer- dem gelten sie bei ihren Mitschülern oft als Streber, weshalb sie häufig unbeliebt und Außenseiter sind.

Andreas Maislinger vom "Verein zur Förderung hochbegabter Kinder und Jugendlicher in Tirol" hat als einer der Ersten die Nöte dieser Kinder erkannt und setzt sich seither für die Förderung und Aufklärung von Hoch- begabung ein. Damit die Kinder Umgang mit Gleichgesinnten pflegen können, organisiert der "Anwalt der Kinder" außerdem Treffen Hochbegabter und tritt frü die Schaffung einer eigenen Schule für Hochbegabte ein. Dies ist des- halb wichtig, weil hoch begabte Kinder oft nichts mit Gleichaltrigen anfangen können. Nicht nur weil sie mit ihrem Wissen auf einem weitaus höheren Niveau sind, sondern auch weil sie oft ungewöhnliche Interessen haben.

Dieses Schicksal teilt Lukas nicht mit anderen Hochbegabten: Der tempera- mentvolle Junge ist bei seinen Freunden sehr beliebt, seine Mutter beschreibt ihn als "offenes, wissbegieriges und sympathisches Kind, das seine speziel- len Kenntnisse nicht herauskehrt". Ihr Rat an die Eltern Hochbegabter: Man soll die Kinder keinesfalls überfordern und die Umgebung aufklären. "Lukas soll ein normales Schülerleben führen und lediglich in bestimmten Bereichen zusätzlich gefördert werden."

Hochbegabung verstehen und fördern

Werden Hochbegabte nicht entsprechend gefördert, besteht die Gefahr, dass sie sich an die Umgebung anpassen und ihre besonderen Fähigkeiten verkümmern. Deshalb fordert Maislinger "private und staatliche Initiativen für hoch- begabte Kinder". Weitere Infos unter Tel: 0512-29 10 87, Andreas Maislinger.


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