Unterschlupf wechseln Maria Böhm - 1984 Franziska Cechal - 1984 Anna Kucher - 1984 Rosalia Istas (geh. Wasserstein) Vater wurde 1939 deportiert Die Familie
musste in eine Einzimmerwohnung im 2. Bezirk, Novaragasse 32, in Wien
übersiedeln. Am 19. Mai 1942 wurden Rosalias Mutter und alle jüdischen
Einwohner des Hauses von der SS mit Peitschenhieben auf einen Lastwagen
getrieben, geschlagen und getreten. Rosalia arbeitete als Schneiderin
bei Jersey-Modelle, ihre Schwester verrichtete Nachtarbeit in einer Kartonagefabrik.
Rosalias Familie hatte 1938 einen zweieinhalbjährigen Buben aus dem Burgenland aufgenommen. Der wurde von der Gestapo in ein jüdisches Kinderheim überführt. Auf Ansuchen Rosalias besuchte Franzsika das jüdische Kinderheim oft und brachte den Kindern Lebensmittel, Spielzeug und Kleidung. Sie verhielt sich zu dem Buben, als wäre er ihr eigenes Kind. Eine weitere Helferin war Maria Böhm Sie wohnte im 12. Bezirk, Theergasse 12, Stiege 5. Maria wusste, daß Rosalia mittellos war. Sie kannte auch die Gefahr, der sie sich aussetzte, als sie beschloss, Rosalia bei sich zu verstecken, um sie vor der Verhaftung durch die Gestapo zu retten. Sie handelte menschlich, ohne Gegenleistungen zu fordern. Rosalia wandte sich auch an Anna Kucher. Die kannte sie schon vor dem Krieg. Kucher bot ihr sofort Unterschlupf an. Sie wusste, dass Rosalia nur 200 Mark besaß. Kucher war nicht begütert. Ihr Mann war Arbeiter. Sie hatte zwei kleine Kinder zu versorgen. Rosalia hatte keine Lebensmittelkarte. Anna Kucher teilte mit ihr und den Kindern das bisschen, das sie hatte. Sie versteckte Rosalia trotz der häufigen Razzien der SS. Es bestand immer die Gefahr, dass Nachbarn Kucher verdächtigten, eine Jüdin in ihrer Wohnung zu verstecken. Kucher erzählte ihnen, dass Rosalia ihre Freundin sei. Sie sei verheiratet. Ihr Mann sei eingerückt. Die Lage wurde immer gefährlicher. Man befürchtete, dass die Polizei Anna Kuchers Wohnung durchsuchen würde. An solchen Tagen brachte Anna Kucher die verfolgte Jüdin Rosalia zu ihrer Freundin Franziska Cechal, wo sie sicherer aufgehoben schien. Rosalias Schwester, die bei einer anderen Frau versteckt war, beging 1973 Selbstmord, weil ihre Mutter aus Theresienstadt nicht zurückgekommen war. Der von Familie Wasserstein aufgenommene Bub überlebte im jüdischen Kinderheim. Rosalia nahm ihn nach Kriegsende zu sich. Er blieb bis zu seiner Heirat bei ihr. Die Gerechten
Österreichs Umschlaggestaltung von Arje Weiss (einer der Geretteten) |